3 Schritte zu radikaler Selbstakzeptanz

Ich sehe radikale Selbstakzeptanz als den Hauptteil der radikalen Selbstliebe. Da ich aber der Meinung bin, dass das Konzept der Selbstliebe etwas überfordernd oder sogar frustrierend sein kann – vor allem für die Anfängerinnen unter uns –, möchte ich mich heute auf Selbstakzeptanz konzentrieren.

Radikale Selbstakzeptanz bedeutet, dass du dich genau so annimmst, wie du bist: mit all deinen Stärken und Schwächen, mit all deinen Macken und Verrücktheiten, mit all deinen Träumen, Wünschen, Ängsten, begehenden Fehlern, Misserfolgen sowie möglichen Traumata.  Was ich damit NICHT meine, ist dass du mit dem Satz: „So bin ich halt! So ist es halt!„ durch das Leben läufst und keine Verantwortung weder für dein Handeln oder deine Emotionen noch für dein Leben übernimmst. Nein. Selbstakzeptanz hat nichts mit Gleichgültigkeit zu tun. Sie ist auch kein Nährboden für deine Ausreden. Sich selbst radikal zu akzeptieren heißt, sich selbst wirklich zu kennen, sich zu 100% anzunehmen und gleichzeitig daran zu arbeiten, das Beste aus dir selbst und aus deinem Leben zu machen.

Was gibt es also zu akzeptieren?

  1. Akzeptiere deinen Körper und dein Aussehen.

Arbeite daran, Frieden mit deinem Spiegelbild zu schließen. Lerne es, dein Äußeres  ohne Kritik zu betrachten und dich wohl in deinem Körper zu fühlen. Sehne dich nicht danach, so wie eine andere Frau auszusehen, sondern verstehe, dass Schönheit in der Vielfalt liegt

“Everybody has a part of her body that she doesn’t like, but I’ve stopped complaining about mine because I don’t want to critique nature’s handiwork … My job is simply to allow the light to shine out of the masterpiece” ©Alfre Woodard

ABER: Setz dich nicht unter Druck! Manchmal ist es so, dass man trotz der konsequenten inneren Arbeit, die man leistet, immer noch einen Körperteil einfach nicht mag oder nicht schön findet. Es ist okay. Das musst du nicht. Du musst dich nicht dazu zwingen, einen deiner Körperteile schön zu finden, wenn es dir schwer fällt.

Es reicht schon, wenn du diese Körperteile akzeptierst und ihnen entgegen einfach neutral gesinnt bist: keine große Liebe, aber auch kein Hass. Sie sind ein nicht wegzudenkender Teil von dir, sie machen dich ein Stückweit aus und sind dir wahrscheinlich auch von deinen Eltern oder Großeltern gegeben worden. Entscheide dich dafür, sie in deinem Leben willkommen zu heißen, Frieden mit ihnen zu schließen und ihnen dankbar dafür zu sein, was sie für dich Tag für Tag machen. Das würde ausreichen.

Ich habe übrigens kaum einen Körperteil, den ich wirklich toll finde. Ich habe aber auch keinen, den ich absolut nicht ausstehen kann und dessen Aussehen mich runterzieht. Für mich fühlt es sich wunderbar an, denn noch vor ein paar Jahren war mein Verhältnis zu meinem Körper mit Hass und Frust erfüllt. Hier kannst du einen Tipp finden, der mir auf diesem Weg sehr geholfen hat.

  1. Akzeptiere deinen Charakter.

Wärest du gerne schlagfertig, bist es aber nicht? Oder würdest du gerne Witze aufreißen und Menschen zum Lachen bringen, bist aber eher introvertiert und still? Jede von uns hat Charaktereigenschaften, von denen wir nicht begeistern sind und die wir am besten loswerden würden. Für dein Wohlergehen und deine Selbstentfaltung ist es jedoch essenziell, auch diese Teile deines  Selbst anzunehmen. Lerne sie zu akzeptieren, mach auch für sie Platz in deinem liebeerfüllten Herzen, denn sie gehören zu dir. Wenn du sie abstößt, wirst du nie in der Lage sein, in deine volle Power zu kommen, weil diese von dir abgestoßenen Teile dich innerlich fesseln werden. Außerdem hast du ja genug andere Sachen, die du als positiv wahrnimmst. Konzentriere dich darauf. Stelle deine Stärken in Vordergrund.

Comparing yourself to others is an act of violence against your authentic self ©Iyanla Vanzant

Und bitte, versuche NIE wie jemand anders zu sein! Diesen Fehler habe ich selbst schon begangen.  Das ist wirklich einer der schädlichsten Sachen, nach denen du streben kannst, weil:
1) das dir unheimlich viel Kraft und Energie rauben wird
2) du sowieso nie so sein wirst, wie diese andere Person (nicht, weil du nicht zielstrebig oder ehrgeizig genug bist, sondern weil du schlicht und einfach DU bist)
3) du im Zuge dieser  sinnlosen Jagd deine eigenen Stärken vernachlässigen und dich selbst somit davon abhalten wirst, in deine volle Kraft zu kommen und die Welt mit deinem authentischen und wundervollen Selbst zu bereichern.

Also kenne dich selbst und akzeptiere dein Wesen. Fokussiere dich auf deine Stärken, überwinde deine Ängste und komme in deine Kraft.

  1. Akzeptiere deine Fehler.

Hast du schon mal etwas einer anderen Person gesagt, was du dann später tiefst bereut hast? Oder vielleicht hast du etwas gemacht, was nicht im Einklang mit deinen Werten steht? Ganz wichtig ist es in solchen Situationen dich selbst mit Liebe, Verständnis und Respekt zu behandeln. Bleib deine beste Freundin. Verfalle nicht in Kritik und Selbsthass. Das raubt dir deine Energie, deine Kraft, verdirbt deine Laune, beeinflusst womöglich deine Mitmenschen und – trotz all dem Tadel – sie bringt dir absolut nichts, also nichts Gutes.

“Renew, release, let go. Yesterday’s gone. There’s nothing you can do to bring it back. You can’t “should’ve” done something. You can only DO something. Renew yourself. Release that attachment. Today is a new day!”  ©Steve Maraboli

Wenn du etwas getan hast, was du im Nachhinein bereust, dann ist der beste Weg tief in dich hineinzuschauen, Gründe für dein Verhalten herauszufinden und daraus  Konsequenzen für die Zukunft zu ziehen. Du kannst dich dabei auf die folgenden Fragen stützen:

-WARUM habe ist es getan? (Welche Bedürfnisse wollte ich mir dadurch erfüllen? Was wollte ich dadurch erreichen? Welche äußeren Faktoren oder ältere Geschehnisse haben mein Verhalten beeinflusst?)
– WAS lerne ich jetzt daraus?
– WIE hätte ich das anders machen können/ WIE werde ich eine ähnliche Situation in der Zukunft meistern?
-evnt. WIE kann ich die momentane Situation verbessern/das entstandene Schaden minimieren?

Nachdem du die Situation auf diese Art und Weise für dich verarbeitet hast, nimm das, was du daraus gelernt hast mit, bedanke dich für die wertvolle Erfahrung – auch wenn du einen hohen Preis dafür bezahlen musstest – and move on! Das Leben geht weiter.

Radikale Selbstakzeptanz ist befreiend. Lass sie in dein Leben rein.

************************************************************************************************************

Bildquelle: Viktoria FiLov

Warum ich meine Waage losgeworden bin

Hier ist die bittere Wahrheit: Die Waage hat mein Leben 10 Jahre lang bestimmt und beeinflusst. Jeden Tag musste ich mein Gewicht kontrollieren, am besten morgens und abends. Es gab sogar Phasen, an denen ich viermal am Tag auf die Waage stieg.

– 100 Gramm auf der Waage und mein Tag hat mit einem Lächeln angefangen.
– 400 Gramm und ich war richtig beflügelt!
+ 100 Gramm: „Hmm, der gestrige Tag war leider nicht so erfolgreich.“
+ 400 Gramm: „Heute muss ich das unbedingt loswerden. Joggen? Eine Trinkdiät machen? Beides!“
+ 900 Gramm: „Du bist absolut wertlos und verdienst eine Bestrafung.“

The scales can only tell you what you weigh; NOT who you are.               © Steve Maraboli

Diese Zahlen haben bestimmt, wie ich in den Tag startete, wie ich mich fühlte, was ich über mich dachte, was ich aß und wie viel Sport ich machte. Die Waage diktierte, ob ich mich belohnen oder bestrafen sollte. Die Waage war im Grunde genommen eine der Hauptbestimmer meines Wertes.

Und warum hatte sie so viel Macht über mein Leben? Ganz einfach: Weil ich ihr diese Macht gegeben habe. Wenn ich jetzt daran zurückdenke, stelle ich mit Schmerz fest, wie miserabel mein Leben war bzw. wie miserabel ich mein Leben gemacht habe.

Anstatt also achtsam mit mir selbst umzugehen, auf meinen eigenen Körper zu hören und ihn wirklich zu fühlen, ließ ich zu, dass zufällige Zahlen meinen Wert und meinen Umgang mit meinem Körper bestimmten.

Jetzt ist meine Waage im Keller und ich kann nur eins sagen: Was für eine Befreiung! Ich habe die freiwillig und vor vielen Jahren abgegebene Macht endlich zurückerlangt.

Jetzt lehne ich es ab, meine Laune und meinen Wert von einem elektronischen Gerät abhängig machen zu lassen. Ich möchte in Verbindung mit meinem eigenen Körper sein und auf sein Wohlergehen achten, anstatt ihn als ein fremdes, minderwertiges Objekt zu behandeln. Ich beschließe, dass mein Körper mir wichtiger ist, als willkürliche Zahlen. Ich erkenn an, dass mein Gewicht nicht meinen Wert als Person definiert. Ich entscheide mich bewusst für Achtsamkeit, Liebe und Fürsorge.

Wofür entscheidest du dich?

***********************************************************************************************************

Bildquelle: pixabay.com

Du isst, was du bist

Nein, ich habe hier keinen Fehler gemacht.  Ich meinte das wirklich so.

Klar, beeinflusst deine Ernährung dein Wohlergehen, dein Energieniveau und möglicherweise(!) auch dein Gewicht. Und gleichzeitig beeinflusst dein Selbstwertgefühl sowie dein Verhältnis zu dir selbst und zu deinem Körper deine Lebensmittelauswahl und deine Essgewohnheiten.

  •  Wenn du regelmäßig die Hungersignale deines Körpers ignorierst, respektierst du dich dann noch selbst?
  • Wenn du auf die Hungersignale deines Körpers damit antwortest, dass du das erste, was du siehst, in dich hineinwirfst, bist du dir selbst dann noch wichtig?
  • Wenn du dich regelmäßig vollstopfst, gehst du liebevoll mit dir selbst um?
  • Wenn du  dir bestimmte Lebensmittel nicht erlaubst und deine Sehnsüchte mithilfe von Willensstärke zu bekämpfen versuchst, unterdrückst du auch deine Gefühle und all die Signale, die dir dein Körper sendet?
  • Wenn du dich monoton und unausgeglichen ernährst, fehlen dir auch im Leben bunte Farben?
  • Wenn du dein Essen schnell herunterschluckst, ohne es zu genießen, nimmst du dir im Alltag Zeit für DICH?

Wenn du deinen Körper missachtest, kannst du die innere Harmonie nicht finden – denn wenn der Körper in Harmonie ist, hilft er dir, die innere Harmonie zu erreichen. © Osho

Denke einen Moment drüber nach.

Ich bin überzeugt, dass unser Verhältnis zu dem Essen auch unser Verhältnis zu uns selbst widerspiegelt.

Eine selbstbewusste Frau, die im Einklang mit sich selbst und mit der Welt lebt, die ihren Gefühlen Raum gibt, anstatt diese zu unterdrücken, die ihren Schmerz würdigt und ihre tiefen Wunden heilt, die auf Signale ihres Körpers achtet und ihr Leben nach ihrem eigenen Geschmack gestaltet, wird auch ein liebevolles Verhältnis zu dem Essen haben.

Und umgekehrt, wenn eine Frau sich selbst nicht liebt und nicht genügend wertschätzt, dann wird sie sich auch nicht um die Nahrung kümmern, die sie ihrem Körper zur Verfügung stellt.

Das ist ein Teufelskreis. Die Nahrung beeinflusst unser Wohlgefühl, aber auch unsere innere Haltung beeinflusst unsere Essgewohnheiten.

Aus diesem Grund ist es wichtig bei jeglichen Essproblemen nicht nur an diesen Problemen direkt zu arbeiten, sondern sich auch mit dem inneren Kern intensiv zu beschäftigen.

*inspiriert von Marc David

*************************************************************************************************************

Bildquelle: gratisography.com

Ich darf es, keine Kinder haben zu wollen

Vor einigen Monaten kam mir ein erleuchtender Gedanke: Ich bin mir nicht sicher, ob ich überhaupt Kinder haben will. Erleuchtend war dieser Gedanke aus dem Grund, weil ich immer gesagt habe, dass ich Zwillinge haben wollte (tja, das aber auch eher aus pragmatischen Gründen). Und seit kurzem wurde mir klar: Diesen tiefen, inneren Wunsch habe ich gar nicht und ich hatte den auch nie wirklich. Ich habe Zwillinge gesagt, weil ich aus der Option „welche Kinder/wie viele Kinder“ gewählt habe. Die Option „gar keine Kinder zu haben“ war in meinem Kopf gar nicht vorhanden.

Denn als Frau bekommt man schon als Kind eine klare Botschaft vermittelt: Deine wahre Selbstverwirklichung und dein höchstes Glück liegen darin, eine Familie zu Gründen und Kinder großzuziehen. Und wenn eine Frau keine Kinder hat, wird sie von allen bemitleidet, oder kritisiert, oder sogar beschämt, selbst oder vor allem auch wenn sie diese Entscheidung bewusst für sich getroffen hat.

Einige schütteln dann mit dem Kopf und nennen sie „ein armes Wesen“, weil sie ja auf die angeblich schönste und wichtigste Seite des Frauseins verzichtet hat. Die anderen nennen sie egoistisch und beschimpfen sie dafür, dass sie selbstbewusst und kompromisslos ihren eigenen Weg beschreitet.  Die Gesellschaft kommt damit nicht zurecht. Sie ist doch eine Frau, also soll sie auch ihre Funktion als Mutter bitte erfüllen, sonst ist sie keine richtige Frau, kein respektwürdiger Mensch.

So ein Bullshit.

Frausein ist nicht gleich Muttersein. Das sind zwei voneinander trennbare Kategorien. Als Frauen können wir uns dafür entscheiden, unsere beinahe magische Gabe zu nutzen, um ein neues Leben in die Welt zu bringen. Genauso legitim ist aber auch die Entscheidung, diese Möglichkeit nicht zu nutzen und damit das eigene Leben ohne Kinder zu gestalten.

“I believe that a woman’s value should never be determined by whether or not she has a child because that strips her of her entire identity as an adult under herself.”  ©Christen Reighter [1]

Muttersein ist lediglich eine der zahlreichen Facetten des Lebens, die wir sowohl annehmen und ausleben als auch ablehnen können. Das ist keineswegs unsere oberste Funktion, die unseren Wert als Mensch definiert.

Keine Kinder zu haben, ein Kind zu haben, fünf Kinder zu haben, zu Hause mit Kindern zu bleiben oder die Mutterschaft mit der beruflichen Selbstverwirklichung zu verbinden – alles ist in Ordnung, solange wir uns dafür entschieden haben und mit unserer Entscheidung zufrieden sind.

Wichtig ist, dass wir all unsere Entscheidungen so treffen, wie wir sie für richtig halten, anstatt uns den gesellschaftlichen Normen zu unterwerfen, die uns in Ketten legen und auf Dauer unglücklich machen.

Was aber auch extrem wichtig ist, dass wir uns auch für die Entscheidungen anderer Frauen einsetzen, selbst wenn diese unserem Weltbild ziemlich fremd sind.  Denn wir Frauen stehen unter viel Druck und müssen regelmäßig gegen Ungerechtigkeit ankämpfen, was sehr kräftezehrend ist. Wenn wir zusätzlich noch gegeneinander  spielen würden, werden wir uns gegenseitig schwächen. Lasst uns also einander den Rücken stärken! Wenn möglich, durch Taten, und bei jeder Gelegenheit – durch innere Akzeptanz und verbale Unterstützung.

Wir brauchen einander.

*************************************************************************************************************

Bildquelle: pixabay.com

[1] https://www.youtube.com/watch?v=h4GEMYsrJ-Y

 

Arbeite zusammen MIT deinem Körper und nicht gegen ihn

Du und dein Körper –  ihr seid ein Team. Wenn einer den anderen nicht unterstützt, ist Scheitern angesagt. Dein Körper ist die wundervolle Hülle für all das, was dich als Person ausmacht.  Dein Körper ist die Schatzkiste, wo all deine Wünsche, Träume, Sehnsüchte, Fähigkeiten, Talente und Stärken einen Platz finden. Dein Körper ist der Motor, der dich durch das Leben trägt und dich immer weiter nach vorne bringt.  Dein Körper ermöglicht dir das Essenziellste überhaupt, nämlich zu leben.

Denk drüber nach.

Wenn dein Körper zum absoluten Stillstand kommt, dann kommt auch dein Leben zum Stillstand.  Wenn sich dein Körper in der Agonie der Schmerzen befindet, dann blendet das alles andere in deinem Leben aus. Und wenn sich dein Körper nach Ausruhen und Stille sehnt, fällt es dir unheimlich schwer, deinen Geist zu nähren und deine Kreativität auszuleben.

Das ist DEINE Aufgabe, dich um deinen Körper zu kümmern und ihn zu unterstützen. Höre ganz genau hin: Was sagt er dir? Was braucht er? Was fehlt ihm? Wie kannst du ihm etwas Gutes tun? Was genießt er wirklich und was tut er nur dir zuliebe?

Ich habe jahrelang einen bitteren Krieg gegen meinen eigenen Körper geführt.

Ich habe ihn unterernährt.

Ich ließ ihn wieder und wieder an den reißenden Schmerzen meiner Fressattacken leiden.

Ich fasste ihn lieblos an und beschämte ihn dafür, wie er aussah.

Ich quälte ihn mit allzu viel Sport und ignorierte jegliche Schmerzsignale, die er mir sendete.

Ich hasste ihn dafür, dass er ab und zu mal mehr Schlaf brauchte, als die von mir bestimmten sechs Stunden.

Ich war meinem Körper keine Alliierte, sondern ein Feind. Ich verriet ihn. Ich verdammte ihn. Ich kämpfte unermüdlich gegen ihn.

Und trotz allem blieb er mir treu und machte alles für mich, was er nur konnte. ALLES.

Als ich das endlich mal realisierte, fühle ich unendlich viel Schmerz und eine tiefe Schuld. Diese mit Hass erfüllten Jahre rissen eine tiefe Kluft zwischen mir und meinem Körper. Ich wusste nicht mehr, wer er war und was ihm gut tat. Er war ein Fremder, der mir Zuflucht anbot und dem ich für seine Gastfreundschaft und Fürsorge mit Feindseligkeit antwortete. Wir mussten uns also neu kennenlernen. Und ich bat meinen Körper um Entschuldigung. Wirklich.

Jetzt sind wir ein Team und ich tue mein Bestes, um meinem Körper die Liebe und den Respekt zu geben, die ich ihm jahrelang vorenthalten habe. Die Versöhnung kommt nicht von heute auf morgen, es ist eher ein Prozess, aber ich bin glücklich, dass wir endlich mal zueinander gefunden haben.

Sei deinem Körper eine echte Freundin! Gib ihm Liebe, Respekt und Unterstützung, nach denen er sich so sehnt! Arbeite MIT ihm zusammen und nicht gegen ihn. Du wirst ganz schnell merken, was für einen Unterschied das macht. Zusammen und mit Liebe könnt ihr so viel mehr erreichen! Probiere das mal aus.

************************************************************************************************************

Infos zum Beitragsbild:
Fotograf: Justus Holzberger (Website)
Model und Bildbearbeitung: Viktoria FiLov

Alle Vulvalippen sind schön

Vor einiger Zeit habe ich in einem Online-Magazin unter der Rubrik “Gesundheit“ einen Artikel mit dem folgenden Titel gesehen: „Test: Sind deine Schamlippen normal oder zu groß?

Wenn ich solche Artikel sehe, kommt in mir Wut hoch. Erstens, warum zum Teufel wird immer noch das Wort SCHAMLippen (oder auch Schambereich, Schamhaare) benutzt?! Diese Wörter haben frauenfeindliche Wurzeln und zeigen deutlich, wie viel Recht eine Frau auf ihre sexuelle Selbstbestimmung und auf ihre Lust hat – nämlich zero. Und da Sprache unser Denken und anschließend auch unsere Realität formt, ist es essentiell, die uns immer noch klein haltenden Worte loszuwerden und ermächtigende Alternativen zu finden (z.B. VULVAlippen oder LUSTlippen).

Zweitens, als ob uns nicht genug gesagt wird, wie unsere Körper auszusehen haben. Jetzt wollen uns noch die Magazine freundlich zur Seite stehen, um uns dabei zu helfen festzustellen, ob unsere Vulvalippen in das gesellschaftliche Konzept hinein passen oder ob sie doch zu groß (lies: hässlich) sind. Und leider haben in der Tat viele von uns Zweifeln und Hemmungen, wenn es um unsere Intimorgane geht.

Die im Jahr 2014 in Deutschland durchgeführte Befragung macht deutlich, wie tiefsitzend diese Komplexe bei Frauen sind:

  • 26% der befragten Frauen zwischen 16 und 64 Jahren gaben an, dass sie Ihren Schambereich als „nicht so schön“ wahrnehmen.
  • 23,1 % der Teilnehmerinnen hat ihre Vulva als „hässlich“ bezeichnet.
  • von den 106 Teilnehmerinnen hatten 9,6 % bereits eine Vulvalippenkorrektur
  • 36,5 % denken über eine solche OP nach
  • und ACHTUNG: “lediglich bei 32,7 % der Frauen sind die inneren Vulvalippen im Stehen vollständig von den äußeren Vulvalippen verdeckt. Bei den übrigen 67,3 % Teilnehmerinnen ragen die inneren Vulvalippen zwischen den äußeren hervor”. [1]

Die stetig steigenden Zahlen der Intimoperationen zeigen, dass Frauen sich öfter und öfter für die Schönheit (also künstlich konstruierte und aufgezwungene Schönheit!) unters Messer legen:

  • Im Jahr 2005, haben sich in Deutschland ca. 1.000 Frauen eine Vulvalippenkorrektur machen lassen.
  • Im Jahr 2011 waren es schon 5.440 Frauen. [2]

Diese Zweifel sind eine Goldgrube für viele Schönheitschirurgen, weil sie diese für ihren eigenen Profit geschickt zu nutzen wissen. Laut Anna-Katharina Meßmer, die in dem Bereich ihre Doktorarbeit geschrieben hat, werben die Ärzte häufig für die OPs damit,

dass Partnerschaften aufgrund von zu großen Labien oder zu weiten Vaginen auseinandergehen könnten. Entweder weil der Sex nicht gut funktioniere, oder weil die Frau so unzufrieden mit sich selbst sei, dass sie sich deswegen nicht auf ihren Partner einlassen könne. Einzelne Ärzte boten auch an, die Vagina der Frau an die Gegebenheiten ihres Partners anzupassen. [3]

Die Akzeptanz und Liebe für den eigenen Körper beginnen als allererstes im eigenen Kopf und nicht auf dem OP-Tisch.

Bitte, was? ANZUPASSEN?!

Liebe Leserin, bitte liebe dich und deine Intimorgane so, wie sie sind!

Das, was man in Pornos und sonstigen pornografischen sowie erotischen Quellen zu sehen bekommt, ist ein sorgfältig ausgesuchtes und meistens auch retuschiertes Bild, das nur einen winzigen Teil unserer weiblichen Vielfalt darstellt.

Wenn du Lust auf faszinierende weibliche Diversität hast, geh auf https://www.thevulvagallery.com/ und schau dir die mit Liebe gemalten Vulven aller Formen, Farben und Größen an. Die Besitzerinnen der auf der Website dargestellten Vulven eilen auch ihre Geschichten über ihr Verhältnis zu ihren Geschlechtsorganen (auf Englisch).

Tauche also in die Welt der faszinierenden weiblichen Vielfalt ein und lass dich inspirieren.

Und denk daran, dass unsere Probleme oft unsere eigenen Kreationen sind. Wir haben bestimmte Eigenschafen u. Ä. zu Problemen gemacht und ihnen somit die Macht gegeben, unser Leben miserabel zu machen (wenn sich z. B. eine Frau auf ihren Partner nicht einlassen kann, weil sie ihren Körper nicht mag). Es liegt also auch in unserer Hand, diese „Probleme“ zu überdenken, sie als unsere eigene Schöpfung zu entlarven und somit  auch zu entmachten.

Hier kennst du einen Artikel von einer jungen Frau lesen, die sich für eine Vulvalippenverkleinerung entschieden hat und den Eingriff heute bitter bereut. Ihre eigene Mutter sowie einige Männer in ihrem Leben haben ihr den Eindruck gegeben, als wäre sie unten drum nicht richtig und nicht schön gewesen. Als Folge ihrer abwertenden Kommentare entwickelte die junge Frau einen tief sitzenden Komplex, den sie mit Hilfe einer Schönheits-OP beheben wollte. Als sie aber auf dem OP-Tisch lag und ihr “die Flügelchen” weggemacht wurden, schoss ihr folgender Gedanke durch den Kopf : “Wofür mache ich den Mist hier eigentlich?“.

Und ja, das frage ich mich auch. Wofür machen wir den Mist eigentlich? Warum verschwenden wir unsere wertvolle Zeit damit, unsere eigenen Körper zu hassen und verändern zu wollen? Warum stecken wir ein Haufen Geld in Anti-Cellulite-Cremes, Schönheits-OPs oder Wimpernverlängerungen, anstatt sie in etwas wirklich Sinnvolles zu investieren?

Ich bin hier, um dir zu sagen, dass in den allermeisten Fällen solch eine OP absolut unnötig ist. Nur wenn deine Schamlippen dir ständig Schmerzen bereiten, könnte ein Eingriff eventuell sinvoll sein. Ansonsten…SETZE EIN ZEICHEN GEGEN DEN ALLGEGENWÄRTIGEN SCHÖNHEITSWAHN, DER UNS ALLE KLEIN HÄLT, UND LIEBE DICH SO, WIE DU BIST, DENN DU BIST EINZIGARTIG! <3

p.s.
Übrigens, weißt du, wie deine Vulva aussieht? Hast du sie schon mal im Spiegel betrachtet? Tue das mal 😉

*************************************************************************************************************

Bildquelle: gratisography.com

[1] Umfrageergebnisse Intimbereich und Intimchirurgie

[2] Aktuelle Zahlen & Studien zur Intimchirurgie

[3] Warum Frauen untenrum aussehen wollen wie “Brötchen”

Schönheit liegt in der Vielfalt

Dieses Bild habe ich vor einer Woche  gemacht und ich nenne es mein Empowerment-Bild. Warum Empowerment-Bild? Weil ich zum ersten Mal in meinem Leben ein Bild von meinem Gesicht im Profil machte.  Meine Nase war viele Jahre einer der größten Probleme, die ich mit meinem Körper hatte. Wie viele Tränen habe ich deswegen vergossen und wie viel Zeit mit den Träumen von einer Nasen-OP verschwendet!

  • Ich weiß noch ganz genau, wie ich mit 15 vor dem Spiegel stand, mir einen Finger auf die Nase so legte, dass er den Hubbel überdeckte. Ich betrachtete mich dann ganz lange im Spiegel und dachte, dass DAS die schöne Nase war und dass ich unbedingt so eine haben musste.
  • Wenn ich unterwegs war, bin ich nie ganz normal an einer Gruppe von Menschen vorbeigelaufen, die rechts oder links von mir waren. Ich habe meinen Kopf so gedreht, dass sie entweder mein Gesicht oder meinen Nacken sehen konnten, aber nicht meine Nase von der Seite!
  • Ich stellte mir damals ernsthaft die Frage, wie mich Jungs mit so einer Nase trotzdem mögen konnten. Das ging damals weit über mein Verständnis hinaus.

Ich möchte dich hier dafür inspirieren, dich selbst genauso zu akzeptieren, wie du bist: mit all deinen vermeintlichen Mankos, die in der Tat ja deine Besonderheiten sind. Sie machen dich zu der einzigartigen Frau, die du bist.  Sie sind ein Teil von dir. Sie gehören zu dir.

Als ich das erste Kompliment für meine Nase bekam (damals war ich schon 19), war ich absolut schockiert und konnte dem nicht glauben. Dies hat mich jedoch zum Nachdenken gebracht. Es dauerte dann aber noch einige Jahre sowie ein begeistertes Anfassen meiner Nase von einer taiwanesischen Frau bis ich dann endlich mal realisierte, dass Schönheit so viel mehr ist als das, was uns durch zahlreiche mediale Kanäle vermittelt wird. Denn mal ganz ehrlich, so eine Nase wird man nicht in einem Magazin oder in einem Werbespot sehen. Keine berühmte Sängerin, die auf der Bühne steht, besitzt so eine Nase. Und trotzdem ist meine Nase schön und einzigartig. Und sie gehört zu mir. Alleine das hätte für ich Grund genug sein sollen sie zu lieben.

Du willst doch deine Einzigartigkeit nicht in einem  Meer aus gleichen Nasen, Augenbrauen, Lippen und Brüsten verlieren, oder? Lasst uns unsere Besonderheiten feiern und diese auch bei den anderen zelebrieren. Lasst uns mit vibrierender und inspirierender Vielfalt umgeben, anstatt uns mit eintöniger Gleichheit nicht nur zu langweilen, sondern uns auch dafür bewusst in Gefahr zu bringen.

************************************************************************************************************

Infos zum Beitragsbild:
Fotograf: Justus Holzberger (Website)
Model: Viktoria FiLov